nph und vph kündigen Nachbesserungen an
Paderborn. Der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (nph) stellt seinen Fahrgästen und Verkehrsunternehmen ein neues Buchungssystem für Anruf-Linien-Fahrten (ALF) bereit, so schreibt es der Verbund auf seiner Webseite.
Diese Fahrten sollen das Angebot ergönzen, um Fahrgästen auf Strecken und in Regionen mit geringer Nachfrage ein effizientes und bedarfsorientiertes öffentliches Verkehrsangebot zu bieten und zeitgleich das Klima zu schonen.
Die Anruf-Linien-Fahrten verkehrten nach regulärem Fahrplan und halten an den bekannten Haltestellen. Sie bedienten aber nur die Streckenabschnitte des Fahrplans und Abfahrtszeiten, die auch tatsächlich nachgefragt würden, heißt es dort weiter.
Damit die eingesetzten Fahrzeuge rechtzeitig zum abgerufenen Streckenabschnitt gelangen, sei eine Buchung spätestens 60 Minuten vor Abfahrt nötig. Diese Buchungen, die bisher nur telefonisch möglich waren, können dank des neuen Buchungssystems jetzt auch direkt aus der elektronischen Fahrplan-Auskunft im Internet oder über die „fahr mit“-App erfolgen.
Genau danach ist ein potentieller Fahrgast vorgegangen, der vor einigen Tagen von Bad Driburg mit der Anruf-Linien-Fahrt nach Willebadessen wollte. Nachdem er sich und seinen Rollstuhl gegen 9.30 Uhr ordnungsgemäß angemeldet hatte, ein Buchungsticket erhielt und pünktlich um 12.33 Uhr am Rathaus stand, staunte er nicht schlecht, als ein Fahrzeug vorfuhr, welches überhaupt Menschen mit oder im Rollstuhl befördern kann. Das Unternehmen, welches diese Linie als Subunternehmen bedient, verfügt über kein solches geeignetes Fahrzeug, so der Unternehmer am Telefon dem verduzten Fahrgast gegenüber.
Auf der Webseite des nph ist zu lesen, dass in erster Linie bei den Anruf-Linien-Fahrten Kleinbusse zum Einsatz kämen. Zu erkennen seien diese Fahrten in den Haltestellen-Aushängen an dem Zusatz „ALF“ links neben der Abfahrtszeit. In der elektronischen Fahrplan-Auskunft ist in der Detailansicht der Fahrtangaben ein Buchungsbutton zu finden. Darüber gelangen Fahrgäste direkt zur Buchungsmaske und können dort Personenanzahl, Gepäck, Anzahl benötigter Kindersitze und weitere Details angeben. Das System gleicht die Buchung mit den verfügbaren Kapazitäten ab und gibt dem Fahrgast eine Buchungsbestätigung oder
nennt alternative Reisemöglichkeiten. Leider fehlt hier die Angabemöglichkeit zur Beförderungsnotwendigkeit eines Rollstuhles. Nicht jeder Krankenfahrstuhl ist klappbar. Nicht jeder Fahrgast kann diesen während einer Fahrt verlassen.
Heute nun fand ein Gespräch bezüglich der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen im Öffentlichen Nahverkehr in der Mobithek in Paderborn statt. Dazu kamen Marcus Klugmann vom nph, Bernd Schulze-Waltrup vom vph sowie Alexander Bieseke von pro barrierefrei-bad driburg e.V. zusammen um eine Lösung dieses Problems zu erörtern.
Mit dem Holibri in Höxter habe man gute Erfahrungen, da waren sich alle Parteien einig. Das solche Fahrzeuge aber auf weiteren Strecken mit Anruf-Linien-Fahrten fehlten und somit Fahrgäste von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sei ein nichthaltbarer Zustand, so Bieseke den Verbandsvertretern gegenüber. Auch wenn nun kurzfristig keine entsprechende Fahrzeuge bereit gestellt werden könnten, sollte man bei rechtzeitiger Anmeldung unter Verweis auf einen nichtfaltbaren Rollstuhl, seitens des Bereitstellers vom Öpnv ein alternatives Unternehmen mit entsprechendem Fuhrpark dem Transfer betrauen. Das dürfte auch kurzfristig gehen, so Bieseke. Eine Anruf-Linien-Fahrt darf einfach niemanden ausgrenzen und an der Haltestelle zurücklassen.
Klugmann und Schulze-Waltrup versprachen, sich dieser Thematik zu widmen und pro barrierefrei und natürlich die weitere Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten.
Ein weiteres Thema, welches Bieseke ansprach ist das neuer Fahrzeuge, welche irgendwann angeschafft werden müssen. Hier wäre es ratsam im Zuge der Demografie Busse mit mindestens zwei Rollstuhlstellplätzen einzuplanen. “Wir von der gemeinnützigen Selbsthilfegruppe legen alles daran, Menschen zur Mobilität zu ermuntern. Vornehmlich im Öpnv”, so Bieseke. Erst vergangenen Samstag waren Mitglieder mit ihren Hilfsmittel in Hannover unterwegs um erneut Erfahrungen im Umgang mit Bus und Bahn zu sammeln.
Nun bleibt zu hoffen, dass beide Verbände ernsthaft an einer kurzfristigen Lösung arbeiten und so die Lücke für diese Fahrgäste mit Beeinträchtigungen bis zur regulärem neuen Ausschreibung des Linienbündels 10 und weitere in 2025 schließen.