Ministerpräsident will Einsamkeit bekämpft wissen
Paderborn. Gestern durfte unser Pressesprecher und Vorstandsmitglied Alexander Bieseke zu Gast des jährlichen Adventskonzertes, der Landesregierung und des WDR, dieses mal in Paderborn zu Gast sein. Eigentlich war er privat als Gast eingeladen, kam aber nicht umhin, sich für die Belange von Menschen mit Behinderungen erneut einzusetzen.
Der Empfang in der benachbarten Kaiserpfalz vor dem eigentlichen Live-Konzert, der um 20:15 Uhr vom WDR ausgestrahlt wurde, konnte dank zweier Rampen, die zwar äußerst steil sind, mit zusätzlicher Hilfe bewältigt werden. “Eigentlich sind wir nicht barrierefrei”, so eine Angestellte des Hauses Alexander Bieseke gegenüber. “Dann werden sie es bitte!” entgegnete Bieseke. Dazu muss man wissen, dass das Erzbistum der Hausherr dieses Museums ist. Wie im übrigen auch das Diozösanmuseum nebenan. In dieses haben Rollstuhlfahrer und sei man noch “so katholisch” keine Chance zur Teilhabe. Trotzdem und das sei ihm besonders wichtig zu erwähnen, haben sich etliche Gäste sowie Caterer und Hauspersonal ausgesprochen hilfsbereit gezeigt. Schon vor zwei Jahren war die Selbsthilfegruppe zum Liborifest im Hohen Dom eingeladen und konnte am Rande mit Monsignore Joachim Göbel, dem Dompropst des Metropolitankapitels auf die fehlende Barrierefreiheit der Gebäude hinweisen, was die Teilhabe der Menschen mit Behinderungen erschwert oder gar unmöglich macht. Göbel zeigte sich damals äußerst verständnisvoll und berichtete von der Krypta, die erst vor kurzem wieder eröffnet wurde und vollkommen barrierefrei erreichbar ist.
Das ist sie in der Tat. Auch der Zugang zum Dom und der gegenüberliegenden “Gaukirche” sind mit Automatiktüren versehen, welchen den Zugang zu den “Gotteshäusern” selbstständig erleichtert.
Eigentlich stehen Rollstuhlfahrer im Dom in der vordersten Reihe. Nicht weil dieren NutzerInnen unbedingt vorne stehen wollen, sondern, weil nur von dort haben sie Sichtkontakt zum Altar. Die Bankreihen verfügen über keinerlei Zugangsmöglichkeit für Rollstuhlfahrer.
Nun hat der Westdeutsche Rundfunk die ersten Bankreihen zwecks Positionierung des hauseigenen Orchesters entfernen müssen, was jedem wohl verständlich erscheinen dürfte. Enttäuschenderweise wurden aber die rollstuhlfarenden Konzertbesucher mal wieder, wie so oft, vergessen. Diese wurden nun ins Seitenschiff, ganz hinten an die Wand gebeten.
Dabei muss man folgendes Bedenken: Gegen 19.30 Uhr wurden die Gäste des Empfanges in der gegenüberliegenden Kaiserpfalz gebeten, sich in den Dom zu begeben. Eine Treppenanlage in den Dom befindet sich direkt gegenüber. “Wer zuerst kommt – mahlt zuerst“. Die besten Plätze waren verständlicherweise schnell vergeben.
Jesu Worte: “Die letzten werden die ersten sein“, trafen diesmal wirklich nicht zu, so Bieseke in seinem Bericht. Ganz im Gegenteil. Während die Besucher vor ihrem “Kirchgang” zur Toilette in der Pfalz gehen konnten, mussten Rollstuhlfahrer zunächst auf eine öffentliche Weihnachtsmarkttoilette am Rande des Marktes, die dummerweise auch wieder mit Putzutensilien und Kartons vollgestopft war, ausweichen. Da war doch mal was, Herr Keese!, erinnert sich Bieseke.
Anschließend muss man sich durch das mittlerweile heftigere Gedränge über den Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz zur Rampe in Richtung Hauptportal begeben. Dort angekommen, staunte man nicht schlecht, als aufeinmal Rollstuhlfahrer kamen, die man so gar nicht im Sinn hatte.
“Wir haben ein festgelegtes Script, für die Liveübertragung. Da sind die temporären Kamerapositionen bereits eingeplant”, zitiert Bieseke die Aufnahmeleitung. Sollte heißen, die Rollstühle stören hier gerade.
Mit dieser Antwort konnte sich unser Mitglied natürlich nicht zufrieden geben. “Sie müssen mir das genauer erklären, warum nun Menschen mit Behinderungen und ihrem verordneten Hilfsmittel stören. Richtet sich ein Script nach den Begebenheiten oder müssen sich Menschen mit Behinderungen einem Script anpassen?”, wollte Bieseke wissen.
Offensichtlich wurde so mancher Verantwortlicher dann doch noch sensibilisiert und so konnten geeignete Stellplätze für solche Konzertbesucher kurzfristig immerhin noch vor Ausstrahlungsbeginn eingeräumt werden. “Da sage noch einmal jemand, der WDR wäre eine träge Rundfunkanstalt” so Bieseke in seinem Statement. Im Anschluss des Konzertes hat er mit Thomas Buhrow, dem Intendanten des WDR und Gastgeber über das Erlebte sprechen können. Buhrow zeigte sich ebenfalls verwundert über die fehlende Einbeziehung der Menschen mit Behinderungen seitens der Planer. Bleibt zu hoffen, dass künftig auch bei Veranstaltungen dieser Art, Barrierefreiheit uneingeschränkt mitgedacht wird.
Das Konzert an sich, war eine unendliche Bereicherung, so Bieseke auf seinem Privat-Account. Auch der Empfang sowie die Einladung haben ihn sehr gefreut. Für ihn stand das an diesem Abend auch im Vordergrund. Seine Schwester, die ihn eigentlich begleitet wollte, sei kurzfristig erkrankt. “Dank vieler helfenden Hände, hat alles wunderbar geklappt”, so Bieseke. Er schließt mit den Worten:
“Ich bin so dankbar, dass ich zusammen mit unserer Selbsthilfegruppe auch in 2024 wieder Menschen in unsere Mitte holen darf, Herr Wüst, unterstützen Die ins dabei!”