Barrierefreiheit im Nahverkehr muss auch bei Ausfall mitgedacht werden
Bad Driburg/Paderborn. Am 9. Januar 2025 stellte der PaderSprinter gegen 14 Uhr aufgrund winterlicher Witterungsverhältnisse mit Schnee und Eis den Linienverkehr in Paderborn kurzfristig vollständig ein. Auch andere Busverkehre der Region haben ihre Fahrbereitschaft kurzfristig abgesagt.
Für viele Fahrgäste bedeutete das Umdenken und Improvisation – für mobilitätseingeschränkte Menschen allerdings wurde die Situation zur echten Notlage.
Ein Mitglied von pro barrierefrei, das im Rollstuhl sitzt, nutzte am Vormittag regulär den PaderSprinter, um vom Hauptbahnhof Paderborn zum Hornbach-Baumarkt am Stadion zu gelangen. Während des Kassiervorgangs erhielt er durch andere Kundinnen und Kunden die Information, dass der Busverkehr ab sofort eingestellt sei.
Ein Rückweg mit dem E-Rollstuhl war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich – weder ließ es die Witterung zu, noch reichte die Akkukapazität für die Strecke zurück zum Bahnhof. Der Versuch, über die Hotline des PaderSprinters Hilfe zu erhalten, scheiterte an einer unbefriedigenden Antwort: Es gebe keine Ausnahmen, auch Rollstuhlfahrende müssten „sehen, wie sie nach Hause kommen“.
Eine spontane Mitfahrgelegenheit durch andere Kundinnen war keine Option – weder verfügt jeder über ein geeignetes Fahrzeug, noch ist ein Umstieg aus dem Rollstuhl immer ohne Weiteres machbar. Glücklicherweise befand sich der Rollstuhl-Fahrdienst Gilbert aus Altenbeken zufällig in Paderborn und erklärte sich bereit, unser Mitglied zum Hauptbahnhof zu bringen. Von dort konnte schließlich die Heimreise mit dem Zug nach Bad Driburg fortgesetzt werden.
Im Nachgang wandte sich pro barrierefrei an das Kundencenter des PaderSprinters am Westerntor und fragte nach, wie in Zukunft sichergestellt werden könne, dass Menschen mit besonderem Beförderungsbedarf in vergleichbaren Situationen nicht im Stich gelassen werden. Leider zeigte sich auch hier ein mangelndes Problembewusstsein: Beim Versuch, ein Formular zu Fahrgastrechten auszufüllen, wurde Hilfe verweigert – angeblich aus rechtlichen Gründen.
Unser Mitglied suchte schließlich die Hauptverwaltung des PaderSprinters an der Barkhauser Straße auf – natürlich mit dem Bus und dank der in der Regel sehr hilfsbereiten Fahrerinnen und Fahrer aber auch anderer Fahrgäste. Dort stieß das Anliegen endlich auf Gehör. In einer schriftlichen Rückmeldung heißt es:
„Bitte entschuldigen Sie, dass Ihnen im Kundencenter kein Antrag ausgefüllt wurde. Ich habe dies mit der zuständigen Kollegin persönlich besprochen und auch sie bedauert das Versehen. Alle Kolleginnen wurden entsprechend informiert und im Kundencenter liegen nun ausgedruckte Anträge bereit, sodass Kundinnen und Kunden in solchen Fällen zukünftig direkt unterstützt werden.
Zudem habe ich Ihren Vorschlag an die Verkehrsplanung weitergeleitet, um sicherzustellen, dass Menschen mit anerkanntem Handicap bei vollständigen Busausfällen nicht unversorgt bleiben.“
Auch die angefallenen Kosten für den Fahrdienst wurden vom PaderSprinter erstattet.
Diese Rückmeldung lässt hoffen – dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Erst nach persönlicher Hartnäckigkeit und mehreren Anläufen wurde das Anliegen ernst genommen. Ein inklusives Verkehrssystem darf nicht nur bei Normalbetrieb funktionieren. Es muss auch im Ausnahmefall tragfähig sein – gerade für diejenigen, die auf barrierefreie Mobilität angewiesen sind.