… aber nur, wenn Sie mit dem Flugzeug anreisen…
Bad Driburg. Dass die Bushaltestellen nach dem Personenbeförderungsgesetz bereits zum 1.1.2022 barrierefrei in Betrieb gehen sollten, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben.
Einige Städte sind da noch defizitär aufgestellt. Bad Driburg haut da aber noch einen drauf. Nicht nur, dass man eine wohlgemerkt neue Haltestelle mit dem Namen “Goeken backen” der Schnellbuslinie S30 auf den Siedlerplatz regelrecht hingekleistert hat (wir berichteten) nein gerade dort, wo es auf Barrierefreiheit seit Jahrzehnten ankommt, wurde sie überhaupt nicht ernst genommen.
Wie wichtig die Stadt Bad Driburg Inklusion bisher nahm und auch noch nimmt, kann man hier sehr gut erkennen. Offensichtlich kaum bis garnicht!
Seit Jahren müssen zum Beispiel die Fahrgäste des Gewerbegebiets Süd an der Haltestelle “Forsthaus” aussteigen. Diese Haltestelle ist auch und gerade für Menschen mit Behinderungen, die in dem dort ansässigen Integrationsbetrieb beschäftigt sind, eine regelrechte Herausforderung. Zum einen müssen sie je nach Ankunfts/Einstiegsrichtung die Straßenseite der L954 (Südenfeldmark) wechseln und zum anderen ist die eigentliche Haltestelle viel zu schmal und mit Gras bereits sehr bedeckt.
Immerhin müht sich nun die CDU des Ortes um eine endgültig tragfähige Lösung. Sie bittet die Verantwortlichen zu einem Erörterungstermin. Den neuen Inklusionsbeirat suchen sie bei der Pressemeldung jedoch vergeblich. Sie, die CDU favorisiert zwar eher die Haltestelle “Gewerbegebiet”, die bisher ebensowenig barrierefrei ausgebaut ist, könnte aber mit einer geeigneten Querungshilfe über die viel befahrende Landstraße hin zur Haltestelle “Forsthaus” auch leben.
Offensichtlich wurden und werden seitens der Stadt Bad Driburg Menschen mit Behinderungen immer noch nicht ernst genommen. Das gilt leider auch bei den anderen Parteien. Zumindest hat unsere gemeinnützige Selbsthilfegruppe bisher nichts an Kritik zur Haltestelle “Goeken backen” wahrgenommen. Selbst wenn diese zunächst für zwei Jahre eingerichtet wurde, werden Menschen mit Behinderungen gleich wieder diskriminiert. Zudem kommen auch ältere Menschen mit ihren Einkaufstrolleys nur schwer in den Bus. Selbst dann wenn er sich ein wenig absenken lässt.
Erstaunlich dabei ist es, dass alle von einer notwendigen Mobilitätswende sprechen, diese aber offensichtlich hier in der Kur- und Badestadt noch weit entfernt ist. Kaum eine Bürgerbushaltestelle ist barrierefrei. Wobei die Haltestellen in der Brunnenstraße durch den Neubau dieser auch nun behindertengerecht gebaut wurden. Auch die Haltestelle Rathaus ist zumindest auf der Rathausseite barrierefrei. Bei der am Bahnhof sieht es auch differenziert aus. Die Haltestelle auf der Klinikseite ist viel zu schmal. Verständnisvolle Busfahrer drehen eine Ehrenrunde auf ihrem eigentlichen Pausenparkplatz und lassen dann auch schon mal Rollstuhlfahrer auf der Bahnhofseite raus. Neuenheerse bekommt demnächst eine barrierefreie Haltestelle. Der Buswendeplatz in der Dorfmitte wird umgebaut. Auch in Dringenberg ist die Burghaltestelle seit längerer Zeit barrierefrei.
Zurück zum Inklusionsbetrieb im Gewerbegebiet. Interessant ist die Wegbeschreibung auf deren Webseite. Wörtlich steht dort:
“Anfahrt
Ihr Weg zu uns… Bei Anreise mit der Bahn ist Ihr Zielbahnhof Bad Driburg.
Sie fahren mit der Buslinie 540 cirka 15 Minuten bis zur Haltestelle Forsthaus, direkt nach dem Ortsausgangsschild Bad Driburg. Hier überqueren Sie die Landstraße biegen links in das Gewerbegebiet Süd, Straße „Kochs Kämpe“, ein. In der ersten Straße rechts „Groppendiek“: befindet sich auf der linken Seite die Verwaltung.
Bei Anreise mit dem Flugzeug ist ihr Zielflughafen Paderborn Lippstadt.
Von dort holen wir Sie gern persönlich ab. Bitte rufen Sie uns an unter 05253 4000-0
Unser nicht ganz ernst gemeinter Rat an alle Menschen mit Behinderungen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder anderweitig Mühe haben die viel befahrende Landstraße 954 zu überqueren, reisen sie per Flugzeug an, dann werden Sie persönlich abgeholt!
Unsere Selbsthilfegruppe hat nun nach Paragraph 24 der Gemeindeordnung NRW eine Beschwerde mit gleichzeitiger Bürgeranregung dem Bürgermeister zukommen lassen.
